Liebe Leserinnen und Leser,
Pünktlich zum gestrigen »Equal Pay Day« und heutigen »Weltfrauentag« widmet sich der der Frage, warum in sozialen Berufen so wenig Frauen der Aufstieg in eine Leitungsfunktion gelingt. Laut BAG WfbM sind in ihren Mitgliedseinrichtungen nur 22 Prozent der Führungskräfte weiblich. Wir haben mit Andrea Stratmann, Geschäftsführerin der GWW sowie anderen Expertinnen darüber gesprochen, warum soziale Arbeit so häufig ein Frauenberuf in Männerregie ist, welche Lösungsansätze es gibt und wie lang der Weg von gleichberechtigter Teilhabe von Männern und Frauen auch heute noch ist.
Vor 65 Jahren beschloss der Deutsche Bundestag das erste »Gesetz über die Gleichberechtigung von Mann und Frau«. Endlich sollte die im Grundgesetz verankerte Gleichberechtigung von Männern und Frauen Wirklichkeit werden, wo die Realität noch stets geprägt war von einem patriarchalischen Ehe- und Familienverständnis: Der Mann war das Oberhaupt der Familie, die Ehefrau verpflichtet, den Haushalt zu führen. Sie durfte bis 1962 kein eigenes Bankkonto eröffnen, wurde ab 1969 überhaupt erst als geschäftsfähig anerkannt und konnte bis 1977 überhaupt nur mit Erlaubnis des Ehemannes einer Erwerbsarbeit nachgehen.
Vieles, was uns heute undenkbar erscheint, war vor nicht allzu langer Zeit für große Teile der Gesellschaft absolut selbstverständlich. Und solange es einen »Weltfrauentag« oder »Equal Pay Day« braucht, ist das Ziel einer gleichberechtigten und gleichbezahlten Teilhabe von Frauen noch nicht erreicht. Die Parallelen zu aktuelleren Forderungen nach einer gleichberechtigten Teilhabe sind kaum zu übersehen. Auch Menschen mit Behinderungen fordern eine gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe und damit einen Paradigmenwandel in unserer Gesellschaft: Weg von der Fürsorge hin zur gleichberechtigten Teilhabe! Und auch hier ist zu beobachten, dass sich ein Kultur- und Haltungswandel innerhalb einer Gesellschaft langsam und in vielen Schritten vollzieht.
Aber wie bei vielen Visionen lohnt es sich, überzeugt zu bleiben, durchzuhalten und in fünfzig Jahren können wir uns alle nicht mehr vorstellen, dass es jemals anders war, als in der Vision der UN-Behindertenrechtskonvention.
Wir wünschen Ihnen eine kurzweilige und erkenntnisreiche Lektüre!
Ihr Team von 53°NORD
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