vor sechs Jahren formulierten wir diese Frage bei 53° NORD schon einmal und stellten Überlegungen zum Image der WfbM an. Auslöser war damals die Erfahrungsschilderung eines Werkstattleiters, der berichtete, dass "früher zu jeder größeren Veranstaltung der Bürgermeister eingeladen wurde und auch kam und heute allein noch ein Referent geschickt wird". Das Resümee: Mit der Werkstatt kann man in der Öffentlichkeit offenbar nicht mehr punkten!?
Heute hat das öffentliche Image der Werkstätten mit weitaus konkreteren Vorwürfen zu kämpfen, als mit dem diffusen Gefühl, dass nur noch ein Stellvertreter einer Einladung folgt. Von Sondereinrichtungen ist die Rede, die nicht mehr den Anforderungen der Inklusion entsprechen. Eine Ausbeutung der Menschen mit Behinderung wird thematisiert, die in Werkstätten nur ein Taschengeld erhalten. Ein Mindestlohn wird gefordert oder am besten gleich die Abschaffung der Werkstätten insgesamt (was - wie wir finden - nicht dem Wunsch- und Wahlrecht entspricht).
Diese Forderungen lassen zwei zentrale Dinge in der öffentlichen Diskussion außer Acht. Erstens sind für die Finanzierungslogik in Werkstätten eben diese gar nicht verantwortlich, sondern die gesetzgebende Politik. Werkstätten tun nur das, was Ihnen vorgegeben wird: Sie zahlen an Leistungsstarke wie Leistungsschwache aus, was erwirtschaftet wird (minus verpflichtend zu machende Rückstellungen). Und zweitens sind die Finanzierungsströme in der Eingliederungshilfe so verflochten und kommen aus so unterschiedlichen Töpfen, dass kaum jemand verständlich erklären kann, warum es so ist, wie es ist und warum ein Mindestlohn mitsamt Arbeitnehmerrechten nicht ganz so einfach umzusetzen ist, wie sich manch einer das umgehend wünscht – zu viele Aspekte sind zu beachten, zu viele Bedürfnisse zu kalkulieren, Nachteile in alle Richtungen auszuschließen.
Die Folgen dieser "Ausbeutungs-Debatte" tauchen jedoch nicht nur regelmäßig in der Presse auf, sondern werden teilweise schon bei der Auftragsvergabe im Produktionsbereich spürbar. Betriebe, die in Werkstätten produzieren lassen, werden reservierter. Sie wollen sich nicht dem Vorwurf aussetzen, sich an Niedriglöhnen zu bereichern und damit angreifbar machen. Oft steht man bei Vorwürfen solcher Art etwas rat- und sprachlos da und die richtige Antwort fehlt.
Wie aber können Werkstätten diesen Vorbehalten gut begegnen? Wie sollen sie sich gegenüber den Fragen und Befürchtungen ihrer Geschäftspartner verhalten? 53° NORD nimmt das Thema auf und bietet einen eintägigen Online-Workshop mit einem Kommunikationsexperten an, der sich mit den Einwänden gegen eine Auftragsvergabe an Werkstätten befasst.
Wir freuen uns über Ihr Interesse! Ihr Team von 53°NORD
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