Begleitung am Arbeitsplatz
Wie Vermittlung psychisch Erkrankter in den Arbeitsmarkt gelingt
Jobcoaching hilft
Die Chancen auf die berufliche Integration oder Reintegration von psychisch Erkrankten auf den Arbeitsmarkt steigen mit der Verwendung der Supported Employment-Methode. Die Klienten arbeiten dabei nach dem Prinzip "First place, than train" von Anfang an in der freien Wirtschaft und erhalten an ihrem Arbeitsplatz eine zeitlich nicht befristete Unterstützung durch einen Jobcoach. In Europa hat sich vor allem die Schweiz seit der Jahrtausendwende intensiv mit dem Ansatz beschäftigt. Insbesondere Dr. Holger Hoffmann von der Universität Bern macht sich für Supported Employment stark. Er hat 15 internationale Forschungsstudien ausgewertet, die dessen Erfolge mit dem vorgelagerten beruflichen Training vergleichen. Alle belegen, dass Supported Employment eine nachhaltigere Integration ermöglicht. Nach zwei Jahren waren noch immer 45 Prozent der mit dieser Methode Vermittelten in der freien Wirtschaft tätig, im Vergleich zu 17 Prozent mit vorgelagertem Training. Nach fünf Jahren war der Unterschied sogar noch deutlicher.
Dauerhafte Begleitung mit psychiatrischen Kenntnissen
Einen wesentlichen Grund für diese Nachhaltigkeit sieht Dr. Hoffmann in der zeitlich nicht befristeten Begleitung durch Jobcoachs. Sie unterstützen nicht nur die TeilnehmerInnen, sondern auch die Vorgesetzten und Mitarbeitenden im Betrieb. "Das schützt den Teilnehmer vor Überforderung. Krisen können frühzeitig aufgefangen werden. Die Betriebe sind zudem über die für die Arbeit relevanten Krankheitssymptome informiert, sie fühlen sich gestützt, was vertrauensfördernd ist."
Den Jobcoachs kommt dabei eine entscheidende Bedeutung zu. Dr. Hoffmann: "Sie müssen gut qualifiziert sein. Idealerweise haben Jobcoachs eine psychiatrische Ausbildung und Berufserfahrung in der freien Wirtschaft." Das psychiatrische Wissen sei wichtig, um den psychisch Erkrankten zu verstehen und diese Kenntnisse auch an den Arbeitgeber vermitteln zu können. Erfahrung in der freien Wirtschaft bräuchten sie, um die Bedürfnisse des Arbeitgebers zu kennen. "Jobcoachs sind Brückenbauer zwischen diesen beiden Welten."
Einheitliche Qualitätsstandards
Weil der Nutzen von berufsvorbereitenden Trainingsmaßnahmen zweifelhaft sei, so Dr. Hoffmann, gingen auch die Einrichtungen zur Wiedereingliederung dazu über, Jobcoaching anzubieten. Der Erfolg sei allerdings in Frage gestellt, wenn die Qualitätskriterien des Supported Employment nicht eingehalten würden, vor allem, was die zeitlich unbefristete Begleitung durch den Job Coach beträfe. Die USA hätten einheitliche Qualitätsstandards definiert und das sei auch für Europa erforderlich. Für Deutschland hat sich die Bundesarbeitsgemeinschaft Unterstützte Beschäftigung (BAG UB) die Definition auf ihre Fahnen geschrieben.
Einheitliche Qualitätsstandards
Erst platzieren, dann qualifizieren statt vorgelagerter Qualifizierung
Der Supported Employment-Ansatz setzt sich hierzulande in auch in Werkstätten zunehmend durch. Wie Werkstattbeschäftigten mit einem dauerhaft angelegten Jobcoaching der Zugang zum Arbeitsmarkt gelingt, vermittelt ein 53° NORD-Seminar am 24. und 25. Juni in Hamburg. Der Referent, Ulf Mauerhoff, ist seit vielen Jahren als Jobcoach tätig und leitet bei den Elbe-Werkstätten den Fachdienst "Arbeit inklusiv".
In seinem Seminar stellt er die Struktur und Arbeitsweise des Dienstes vor und behandelt alle wesentlichen Aspekte des Vermittlungsprozesses, vom Erstkontakt über die Vorbereitung und Qualifizierung, die Akquise und Einarbeitung bis hin zur Stabilisierung und zur Krisenintervention.
Die zweitägige Veranstaltung richtet sich insbesondere an Neueinsteiger in der Vermittlungstätigkeit und an Werkstätten, die ihre Vermittlung neu organisieren wollen. Interessenten finden hier weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung.
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