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"Der Arbeitgeber"

Neues aus den Werkstattbetrieben für angepasste Arbeit in Volksheim

Bild "Der Arbeitgeber"

 06. Juni 2023 |  Dieter Basener | Textbeitrag

  Weiterentwicklung der beruflichen Teilhabe, Glossen und Humor

Der Werkstattrat der Betriebe für angepasste Arbeit in Volksheim ist den Eiertanz leid. Wie soll die richtige Bezeichnung für behinderte Menschen in Werkstätten lauten? Betreute, Beschäftigte, Mitarbeiter? Er macht einen ganz neuen, revolutionären Vorschlag und der lautet: Führen wir die Bezeichnung Arbeitgeber ein. Seine Begründung: Ohne uns hat das Personal schließlich keine Arbeit. Heißt es nicht immer, die Menschen ständen im Mittelpunkt, nicht die Produktion und auch nicht die Sitzungen, die Tagungen, die Büroarbeiten? Die Bezeichnung macht klar, für wen die Werkstatt eigentlich da ist.

Der Vorschlag hat weitreichende Konsequenzen: Aus den Mitarbeiter-Vollversammlungen wird die Arbeitgeberversammlung, der Werkstattrat wird der Aufsichtsrat. Im Speisesaal dinieren künftig die Arbeitgeber, selbstverständlich mit Tischtuch, Blumenschmuck, Kerze, zuvorkommend bedient von Arbeitnehmern aus Gruppenleitungen und Verwaltung: »Darf ich noch etwas nachlegen?« Es gibt Arbeitgeber-Infos über aktuelle Geschehnisse und Entwicklungen, gut aufbereitet, übersichtlich, auf den Punkt gebracht. Höhergruppierungen gibt es künftig nur noch mit Zustimmung der Arbeitgeber, selbstverständlich unter Berücksichtigung von Leistung und Eignung, aber auch nach Würdigung des Gesamtverhaltens, insbesondere der Achtung vor den Arbeitgebern. Aus dem Fahrdienst wird der Arbeitgeberfuhrpark, und da ist ein kleiner Sonderauftrag schon einmal drin. »Ach, besorgen Sie mir auf dem Weg doch ein paar Blumen, ich habe den Geburtstag meiner Freundin vergessen.« Und auch die Toilettenfrage wird ganz dezent neu bewertet und gelöst. Aus den nicht immer ganz sauberen Mitarbeitertoiletten werden Arbeitgeber-WCs mit permanentem Service. Hygiene und Sauberkeit sind selbstverständlich.

Was anderswo den Aktionären ihre Dividendenausschüttung, sind hier immaterielle Werte wie Aufmerksamkeit und Respekt. Es bleibt abzuwarten, ob sich der Werkstattrat mit seinem Vorschlag durchsetzen wird. Aber seien wir ehrlich: Ganz abwegig erscheint er nicht, oder?

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