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Mannschaftsverstärkung!

Drei inklusive Mitarbeiter ergänzen die Arena-Management GmbH beim FC Schalke 04

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 22. April 2022 | Textbeitrag

  Durchlässigkeit und Übergänge, Kostenfreie Artikel, Gute Praxis - die Reportage

Der FC Schalke 04  hat Zugänge zu vermelden, die nicht besser hätten einschlagen können: Das Küchenteam des Arena-Caterings wird tatkräftig unterstützt von drei Mitarbeitern des Sozialwerks St. Georg. Edin Heto, Andre Wagner und Sven Knoblauch haben sich mit Fleiß und Engagement eine neue Perspektive auf Schalke erkämpft und schwärmen nun davon, einen Arbeitsplatz im schönsten Stadion der Welt zu haben.

Rund 600 Beschäftigte mit As­sistenzbedarf arbeiten im Sozialwerk in verschiedensten Bereichen, etwa in der Metallverarbeitung, der Wäscherei oder auch der Tischlerei. Jobcoachs wie Stefan Suer, der auch Edin, Andre und Sven unterstützt, su­chen für einige Schützlinge auch nach externen Arbeitsstellen. „Ziel ist es, die Menschen irgendwann in ein normales Angestelltenver­hältnis zu überführen“, erläutert Suer. Bis dahin ist es ein langer Weg, auf dem die drei S04-Mitarbeiter bereits ein gutes Stück vor­angeschritten sind.

Das war nicht immer so. Alle drei haben schlechte Erfahrungen ge­macht, wurden ausgenutzt, herablassend und noch schlechter be­handelt. Suer kennt das: „Manche Arbeitgeber suchen nur nach bil­ligen Arbeitskräften.“ Und Andre erklärt, was ihn verletzt: „Es kommt auch auf den Ton an, wie man miteinander spricht.“ Denn dafür haben Menschen wie sie feine Antennen, wie Suer bekräftigt, eben weil sie schon oft mit mangelndem Respekt behandelt wurden.

Etwas, das sie an ihrem jetzigen Arbeitsplatz noch nie erlebt haben. „Die Kollegen haben uns von Anfang an toll aufgenommen“, erklärt Edin. „Wir können alles fragen, und jeder hilft uns.“ Doch das ist keine Einbahnstraße: „Die drei zeigen einen ungeheuer hohen Grad an Engagement und Loyalität“, lobt Markus Dworaczek. Er arbeitet seit 2018 auf Schalke, seit 2019 als verantwortlicher Küchenchef.

Dworaczek steht voll hinter der Schalker Kooperation mit dem So­zialwerk St. Georg, denn er hat bereits an früheren Arbeitsstätten gute Erfahrungen beim Thema Inklusion gemacht. „Wir sind natürlich kein Sozialbetrieb, aber ich denke, jeder hat eine gewisse gesell­schaftliche Verantwortung.“ Der möchte er gerecht werden, doch nicht nur das, denn es ist eine gegenseitige Hilfe.

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„Inklusive Mitar­beiter sind eine Bereicherung für das gesamte Team“, erläutert der Küchenchef aus eigener Anschauung. Die positiven Aspekte haben viele Facetten. „Die drei schauen sich Vorgänge ganz genau an, sind extrem lernwillig und wissbegierig.“ Aber sie haben auch Einfluss auf das Verhalten der anderen Mitarbeiter. „Die Kollegen geben sich besondere Mühe, versuchen zu unterstützen und bekommen unge­heuer positives Feedback zurück, was die Moral und den Teamgeist insgesamt stärkt.“ Manch gedankenloser Spruch wird automatisch hinterfragt und fällt danach einfach nicht mehr.

Wie wichtig ihnen die Chance auf Schalke ist, war von Beginn an deutlich zu spüren. Andre und Edin beginnen ihr Praktikum bereits Anfang 2020. Doch bevor es richtig losgeht, legt Corona alles auf Eis. „Da musste ich wirklich weinen“, gibt Andre freimütig zu, die Enttäuschung ist bei allen groß. „Aber uns war klar, wir möchten das weiterführen“, bekräftigt Guido Kabacher, der Geschäftsführer der Arena Management GmbH, der gemeinsam mit Stefan Suer die Kooperation begründete, „und deshalb haben wir den Kontakt ge­halten und auf eine neue Chance gewartet.“ Die kommt und wird von allen genutzt.

„Meine Mutter hat sich total für mich gefreut und meinte, dann hätte sie ja alles richtig gemacht“, erinnert sich Sven schmunzelnd. Er kommt aus einer königsblauen Familie, seine Mutter hat ihn bereits als Kind ins Parkstadion mitgenommen. Aber man muss nicht von Kindesbeinen an dabei sein, um schnell Teil der Vereinsfamilie zu werden, wie Edin beweist. „Ich fand eigentlich immer einen anderen Verein gut“, räumt er augenzwinkernd ein – und lässt erahnen, wel­chen er meint –, um gleich hinterherzuschieben: „Doch wenn man hier arbeitet und alles so nah mitbekommt, möchte man ganz auto­matisch, dass Schalke gewinnt.“ Andre hingegen ist schon immer ein Königsblauer, trotzdem hat auch er neue Erfahrungen gesam­melt: „Früher habe ich mich schrecklich aufgeregt, wenn Schalke verloren hat.“ Heute setzt er neue Prioritäten: „Durch meine Arbeit hier bin ich reifer geworden. Ich ärgere mich zwar, aber ich bin viel ruhiger dabei.“

Überhaupt: die Spieltage. Sie sind sicher ein Highlight, doch sie be­deuten vor allem Druck. „Am Spieltag muss alles sitzen, da darf man sich keine Fehler erlauben“, betont Kabacher, denn die Besucher sol­len schließlich zufrieden nach Hause gehen – zumindest was das Catering betrifft, der Rest lässt sich nicht beeinflussen. „Doch ins­besondere Drucksituationen sind für Menschen mit Assistenzbedarf schwierig“, weiß Stefan Suer, weshalb alle drei nur allmählich und verantwortungsvoll herangeführt werden sollen. „Andre ist bis jetzt der Einzige, der hin und wieder am Spieltag zur Halbzeit mitarbeitet“, resümiert Küchenchef Dworaczek.

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Trotz des höheren Stresslevels sammelt er dabei gute Erfahrungen, wohl auch ein Indiz dafür, wie gut die Teamarbeit läuft. „Ich war an der Grillstation eingeteilt, das hat mir solchen Spaß gemacht, da würde ich gerne wieder arbeiten.“ 1.200 Würstchen seien es gewesen, 800 Schweine- und 400 Geflü­gelwürstchen. „Das weißt du noch?“, fragt Suer erstaunt und stellt fest: „Das zeigt, wie wichtig die Aufgabe für ihn ist.“ Der 32-jährige Gelsenkirchener nickt heftig, hakt ein und erklärt wieso: „Es hilft meinem Selbstbewusstsein, wenn ich eine Aufgabe gut erledige, dann fühl ich mich noch besser.“

Einfach wie einleuchtend und eine Tatsche, die vermutlich die meis­ten Arbeitnehmer bestätigen können. Da verwundert die heftige Re­aktion der drei, befragt nach ihren Wünschen, wohl kaum. „Wir möchten auf alle Fälle hierbleiben“, formuliert Edin blitzschnell und spricht seinen beiden Kollegen aus dem Herzen. Eine bessere Arbeit könne er sich kaum vorstellen, bestätigt Sven und blickt voraus: „Ich möchte auch meinem Kollegen Thomas eine echte Hilfe sein.“ Zudem wirft Andre grinsend ein: „Und das Essen hier ist Champions League.“

Wer möchte da noch woanders hin? Seine Zukunft sieht das Trio ganz klar auf Schalke. Einsatz, Teamgeist und Engagement bringen sie mit: Qualitäten, die im Kumpel- und Malocherclub von jeher hoch gehandelt werden. Solche Zugänge sind eine Verstärkung für die ganze Mannschaft.

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