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"Das Projekt Klee"

Neues aus den Werkstattbetrieben für angepasste Arbeit in Volksheim

Bild "Das Projekt Klee"

 13. Juni 2023 |  Dieter Basener | Textbeitrag

Nach der Jahrtausendwende erlebte die Professionalisierung von Projektvorhaben unter den Bezeichnungen „Projektentwicklung“ bzw. „Projektorganisation“ gerade einen Höhepunkt. Um eine Idee in die Tat umzusetzen, spuckte man nicht mehr einfach in die Hände und machte sich ans Werk, der Ablauf hatte bestimmten Regeln zu folgen. Projekte durchzuführen wurden zu einer eigenen Wissenschaft erhoben. Dabei galt es, neue Begriffe zu lernen: Projektscan und Projektdesign, Projektleitung, Projektteam und Lenkungskreis, Projektstatus und die guten alten Meilensteine. Die Entwicklung machte vor den Werkstätten nicht halt, auch die Volksheimer Betriebe für Angepasste Arbeit (BaA) folgten dem Zug der Zeit und erließen eine Richtlinie zur Durchführung von Projekten. Nur: Ab wann galt ein Vorhaben als Projekt, bei dem sie anzuwenden war? Unser Berichterstatter aus den Reihen der BaA-Mitarbeiter war verunsichert.

Das Projekt Klee

 

In meinem Büro sind die Wände noch etwas kahl und so kommt mir der Kunstdruck von Paul Klee gerade recht, den ich zum Geburtstag geschenkt bekommen habe. Beim Hausmeister habe ich schon Hammer und Nagel besorgt, da schrecke ich zurück: Verstoße ich nicht gerade gegen die betrieblichen Regeln? Handelt es sich hier nicht um ein Projekt, für das es eindeutige Vorgaben gibt, die beachtet werden wollen? Projekte, das weiß ich, müssen bei den Werkstattbetrieben für angepasste Arbeit künftig offiziell angemeldet, genehmigt und professionell abgearbeitet werden. Zunächst ist eine Vorlage auszufüllen. „Projektscan“ lautet der etwas mysteriöse Name.

Ich suche in meinen Mails. Mal sehen, was die von mir wollen. Projektthema? Na, nenne ich es doch mal »Projekt Klee«. Welches Ziel soll erreicht werden? »Mein Büro soll schöner werden.« Anlass für das Thema, Idee? »Wohlfühlbedarf.« Auftraggeber? Ich überlege. Doch wohl ich selbst oder? Projektverantwortlicher? Ich werde schon kühner: Ebenfalls: »Ich«. Involvierte Personen? Jetzt hab ich bereits Routine: »Ich«. Meilensteine im Projektverlauf? Das macht mich ratlos. Ich stelle die Frage zurück. Betroffene Unternehmensteile? »Meine Zimmernachbarn«. Die müssen schließlich das Gehämmere aushalten. Rahmenbedingungen? »Gut. Stabiler Holzrahmen«. Risiken des Projekts? Woher wissen die, dass ich handwerklich unbegabt bin? Jetzt wird’s bunt: Kosten? Budget? Besondere Befugnisse und Kompetenzen? Regelmäßiger Projektstatus?

Meine anarchistische Ader regt sich. Ein Blick auf die Uhr: 17.25 Uhr. Die Nachbarn sind weg. Ich schließe meine Tür und treibe den Nagel mit fünf kräftigen Hammerschlägen in die Wand. Schnell Paul Klee drangehängt. Fertig ist das Projekt. Sie können mich gern mal besuchen und das Ergebnis besichtigen. Aber bitte verraten Sie mich nicht!

 

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