Vorschläge: So sollen sich Werkstätten ändern
Das Gespräch mit Johannes Chudziak in Leichter Sprache
53° NORD hat ein Interview mit Johannes Chudziak gemacht.
Herr Chudziak ist Sozial-Dezernent beim Landschafts-Verband Westfalen-Lippe.
Bei dem Interview ging es um Änderungen für Werkstätten.
Herr Chudziak findet: Wir brauchen ein ganz neues Werkstatt-System.
Die Werkstätten sollen kein Geld mehr erarbeiten müssen.
Sie sollen nur die Mitarbeiter gut betreuen und fördern.
Die Mitarbeiter sollen trotzdem Werkstatt-Lohn bekommen.
Arbeits-Markt muss inklusiv werden
Herr Chudziak sagt auch:
Wir brauchen einen inklusiven Arbeits-Markt.
Dann können Menschen mit Beeinträchtigung
auch auf dem allgemeinen Arbeits-Markt eine Arbeit finden.
Und das sollen auch viele Menschen wollen.
Darum soll es nicht mehr die Möglichkeit geben:
Nach 20 Jahren Arbeit in der Werkstatt
können Menschen schon Rente bekommen.
Alle Menschen arbeiten gemeinsam
Anleiter erklärt ein Gerät.
Berufs-Bildungs-Bereich weg von der Werkstatt
Als nächsten Vorschlag sagt Herr Chudziak:
Der Berufs-Bildungs-Bereich soll nicht mehr
zu den Werkstätten gehören.
Im Berufs-Bildungs-Bereich sollen die Menschen ausprobieren können:
Wie ist es eine Arbeit auf dem Arbeits-Markt zu haben?
Was kann ich gut und was macht mir Spaß?
Kann eine Person wirklich nicht auf dem Arbeits-Markt arbeiten?
Nur dann kann diese Person eine Arbeit in einer Werkstatt bekommen.
Werkstätten werden Inklusions-Unternehmen
Ein weiterer Vorschlag von Herr Chudziak ist:
Werkstätten können einige ihrer Arbeits-Bereiche
zu Inklusions-Unternehmen machen.
Das sind Unternehmen bei denen Menschen
mit und ohne Beeinträchtigung zusammen-arbeiten.
Jeder bekommt einen Arbeits-Vertrag und ein passendes Gehalt
für diesen Arbeits-Bereich.
Mehrere Menschen arbeiten in einer großen Firma.
Geld geht von Hand zu Hand.
Andere finden Veränderung auch gut
Nicht nur Johannes Chudziak findet diese Ideen gut.
Auch die Bundes-Arbeits-Gemeinschaft WfbM findet
einige von Herrn Chudziaks Vorschlägen gut.
Die Vorschläge bringen neue Möglichkeiten für berufliche Teilhabe.
Aktuell wird auch viel über die Höhe vom Werkstatt-Lohn gesprochen.
Viele Menschen finden:
Auch für die Arbeit in einer Werkstatt
soll es den gesetzlichen Mindest-Lohn geben.
Die Kosten-Träger haben Angst:
Viele Menschen könnten auf dem Arbeits-Markt arbeiten.
Aber mit einem höheren Lohn würden sie dann trotzdem
einfach in der Werkstatt bleiben oder lieber dort arbeiten.
Darum sind Veränderungen am Werkstatt-System
für eine bessere berufliche Teilhabe gut.
Sind die Vorschläge zu extrem?
Die Vorschläge wirken erst mal extrem.
Aber das sind sie eigentlich gar nicht.
Denn schon lange gibt es die Forderung:
Die Unterstützungs-Leistung soll an die Person gebunden sein.
Und nicht an die Einrichtung, in der sie arbeitet.
Dann bleibt die Unterstützung für die Person gleich.
Egal ob sie in einer Werkstatt arbeitet oder in einer Inklusions-Firma.
Oder auf dem allgemeinen Arbeits-Markt.
Gibt es so ein Werkstatt-System schon?
In Frankreich gibt es dieses System schon lange.
Dort gibt es:
- Integrations-Unternehmen bei denen Menschen mit Beeinträchtigung einen Arbeits-Vertrag und ein für den Arbeits-Bereich
passendes Gehalt bekommen.
Diese heißen auf Französisch: Entreprises Adaptées.
Das bedeutet in etwa: angepasstes Unternehmen. - Die klassischen Werkstätten für Menschen mit Behinderung.
Diese heißen auf Französisch: Travail Protegée.
Das bedeutet in etwa: geschützte Arbeit.
Auch in Deutschland gibt es diese Idee schon länger.
Detlef Springmann war 2010 Vorsitzender
der Landes-Arbeits-Gemeinschaft WfbM Niedersachsen.
Er hatte auch vorgeschlagen, 2 Bereiche zu gründen:
- Produktions-Bereich
Hier bekommen die Mitarbeiter einen Arbeits-Vertrag
und Mindest-Lohn. - Arbeits-Förderungs-Bereich
Hier bekommen die Mitarbeiter viel Unterstützung und Förderung.
Ein unterschriebener Vertrag.
Kritik an den Vorschlägen von Herrn Chudziak
Zu den Vorschlägen gibt es aber auch etwas Kritik.
Ein Vorschlag war:
Die Werkstätten sollen kein Geld mehr erarbeiten müssen.
Dadurch ist die Arbeit in den Werkstätten dann aber
nicht mehr ähnlich zu dem allgemeinen Arbeits-Markt.
Und dann kann es auch schwieriger werden,
Menschen von der Werkstatt auf den Arbeits-Markt zu bringen.
Darum wäre es gut:
In einem neuen Werkstatt-System gibt es ähnliche Arbeiten
wie auf dem Arbeits-Markt.
Ein andere Vorschlag war:
Der Arbeits-Markt muss inklusiver werden.
Das Problem hierbei ist:
Es gibt nur wenige Personen, die sich gut darum kümmern.
Es muss in ganz Deutschland solche Anlaufstellen geben.
Und die Regierung muss solche Anlaufstellen bezahlen.
Menschen sitzen am Tisch und verhandeln gemeinsam.
Miteinander reden
Es wird auch weiter Kritik an einer möglichen Änderung
vom Werkstatt-System geben.
Trotzdem müssen wir offen für neues sein und die Vorschläge prüfen.
Und gemeinsam darüber reden:
Wie können wir berufliche Teilhabe noch besser machen?
Übersetzt und geprüft vom Braunschweiger Büro für Leichte Sprache © Lebenshilfe Braunschweig
alle Bilder © Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e.V., Illustrator Stefan Albers
In redaktioneller Zusammenarbeit mit Werkstatträte Deutschland e.V.
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