Warum sind Werkstätten so wichtig?

Werkstattrat der Ledder Werkstätten
Im Werkstattrat der Ledder Werkstätten gGmbH sind wir insgesamt 16 Beschäftigte mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und Fähigkeiten – und wir alle brauchen die Werkstatt!
Die Werkstatt ist unverzichtbar
Die Werkstatt ist für uns alle unverzichtbar, und selbstverständlich steht die Arbeit im Vordergrund: Wir übernehmen Aufträge für Unternehmen und leisten damit einen wichtigen Beitrag für die Wirtschaft und auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Doch die Werkstatt bietet uns noch viel mehr als das reine Arbeitsumfeld. Neben arbeitsbegleitenden Maßnahmen gibt es auch Freizeitangebote wie Feste und Feiern. Diese gehören zwar nicht zu den ursprünglichen Aufgaben der Werkstatt, sind jedoch ein wertvoller Zusatz. Sie fördern das soziale Miteinander und stärken das "Wir-Gefühl". Viele Beschäftigte schätzen diese Angebote sehr, denn sie machen die Werkstatt zu einem lebendigen Ort der Gemeinschaft und Teilhabe.
Besonders auch für unsere Kolleginnen und Kollegen mit schweren und/oder mehrfachen Behinderungen ist die Werkstatt sehr wichtig. Gerade hier können sie am Arbeitsleben und am sozialen Leben teilhaben. Hier fängt aus unserer Sicht Inklusion an! NRW ist leider das einzige Bundesland in Deutschland, in dem diese Personen auch einen Platz in der Werkstatt bekommen können.
Für uns persönlich ist die Werkstatt aus verschiedenen Gründen wichtig:
- Die Werkstatt bietet uns ein hohes Maß an Sicherheit!
- Die Werkstatt ermöglicht besonders Menschen mit einer psychischen Behinderung oder bestimmten Behinderungsbildern, wie Autismus, einen geregelten Tagesablauf. Vor allem die Corona-Zeit hat uns gezeigt, wie wichtig so eine Tagesstruktur ist.
- "In der Werkstatt wird jeder so angenommen, wie er ist" (Bianka Holtmann). Man findet Freunde unter den Kollegen und es sind auch einige Beziehungen über die WfbM entstanden bis hin zu Ehen.
- Wenn es gewünscht ist, unterstützen die Ledder Werkstätten die Beschäftigten auch ein passendes Wohnangebot zu finden, wie z.B. das Betreute Wohnen oder die Besondere Wohnform. Unsere Einrichtung bietet unterschiedliche Wohnformen an und auch einige von uns aus dem Werkstattrat nutzen die Angebote der Ledder Werkstätten.
- Die Werkstatt bietet außerdem vielfältige Möglichkeiten, sich persönlich weiterzubilden: "Ich konnte meinen Führerschein über die Einrichtung machen, obwohl ich nicht lesen und schreiben kann (mit einer speziellen Handy-App). Ohne die Unterstützung der WfbM hätte das nicht geklappt." (Uwe Spellmeyer, Werkstattrat).
Wir sind zufrieden mit unserem Leben, so wie es ist! Trotzdem wissen wir, dass es auch Alternativen zur Werkstatt gibt. Wir haben die Möglichkeit, ein Praktikum im Betrieb zu machen, auf einen Außenarbeitsplatz zu gehen oder das Budget für Arbeit zu nutzen. Dabei erhalten wir Unterstützung von unserem Fachdienst berufliche Inklusion. Wenn man das Angebot vom FBI aber nicht nutzen möchte, wird dies auch akzeptiert. Wir sind schließlich in der Lage, eine solche Entscheidung selbst zu treffen!
Wir, die Ledder Werkstätten, sind auch ein Teil des allgemeinen Arbeitsmarktes, denn wir arbeiten schließlich mit verschiedenen Firmen zusammen und erledigen Aufträge für sie. Für uns gibt es keinen "ersten" oder "zweiten" Arbeitsmarkt. Das empfinden wir als diskriminierend.
"Ich bin es leid, mich immer wieder rechtfertigen zu müssen dafür, dass ich in der Werkstatt arbeite. Das soll man akzeptieren. Ich will hier nicht weg" (Susanne Hielscher, Werkstattrat).
Dies gilt aus unserer Sicht auch besonders für die Politiker, die über die Zukunft von Werkstätten entscheiden wollen. Wir wollen gefragt werden, denn unser Motto für Inklusion lautet schließlich "Nichts über uns ohne uns!"
Der Werkstattrat der Ledder Werkstätten gGmbH
Und außerdem: Ein QM-Handbuch für den Werkstattrat
Im vergangenen Jahr entwickelte der Werkstattrat der Ledder Werkstätten eine Art QM-Handbuch zu seiner Arbeit. Darin sind alle Aufgaben des Werkstattrates detailliert und in Leichter Sprache beschrieben. Von der der Besetzung des Vorstandes, den Wahlen und der Konstituierung des Gremiums über Verfahrensvorgaben für alle möglichen Aufgaben und die Kontaktdaten der wichtigsten Ansprechpartner. Das Besondere an diesem Handbuch: Sein Inhaltsverzeichnis besteht aus insgesamt zwölf Punkten, die eigentlich Links sind und zu mehr als 100 Dokumenten, Vorlagen und Verfahrensbeschreibungen führen. Das Handbuch ist auf einer werkstattinternen Plattform für alle Werkstattratmitglieder zugänglichen und macht seitdem nicht nur die Arbeit des WRs transparenter und für neu gewählte Mitglieder einfacher leistbar wird, sondern es gab für diese Leistung 2024 auch eine Nominierung für den „exzellent“-Innovationspreis der BAG WfbM.
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