Artikel

Werkstattzahlen weiter rückläufig - Was der Kennzahlenvergleich der BAGüS 2024 verrät

Bild Werkstattzahlen weiter rückläufig - Was der Kennzahlenvergleich der BAGüS 2024 verrät

 08. April 2024 |  53° NORD | Textbeitrag

  Weiterentwicklung der beruflichen Teilhabe, Kostenfreie Artikel

Der jährliche Kennzahlenvergleich der Bundesarbeitsgemeinschaft der überörtlichen Sozialhilfeträger ist erschienen. Die von der con_sens GmbH erhobenen und ausgewerteten Daten beziehen sich auf das Berichtsjahr 2022. Die wichtigste Erkenntnis: Die Zahl der Beschäftigten in der WfbM ist bundesweit weiter rückläufig. Was sich seit 2019 andeutete, hat sich zu einem stabilen Trend ausgeweitet. Ende 2022 waren bundesweit 272.780 Personen im Arbeitsbereich einer Werkstatt für behinderte Menschen beschäftigt, das sind 3.465 Personen oder 1,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Im Vorjahrsbericht lag der Rückgang noch bei 0,3 Prozent. Die höchsten Rückgänge verzeichnen Bremen und Hamburg mit 7,1 bzw. 4,1 Prozent. Die Zahl der Tafö-Plätze gibt der Bericht mit 39.176 an (+ 0,2 Prozent). Die Teilnehmer*innen im Eingangsverfahren und Berufsbildungsbereich sind in diesem Bericht nicht erfasst. Die BAG WfbM beziffert sie für 2022 auf rund 26.000.

Die weiteren Ergebnisse:

  • Altersverteilung: Der Anteil der Altersgruppen der 18 bis unter 30-Jährigen und der 50 bis unter 60-Jährigen an allen Werkstatt-Beschäftigten ging weiter zurück. Demgegenüber nahm die Altersgruppe der 30- bis unter 40-Jährigen sowie der Beschäftigten über 60 Jahre zu. Insgesamt war rund ein Drittel aller Werkstatt-Beschäftigten 50 Jahre und älter.
  • Dichte:  Von 1.000 Einwohner*innen zwischen 18 und 65 Jahren waren am Jahresende 2022 bundesweit insgesamt 5,2 Einwohner:innen im Arbeitsbereich einer Werkstatt beschäftigt (2021: 5,4 Einwohner:innen). In westdeutsche Flächenländer betrug die Kennzahl 5,0, in ostdeutschen Flächenländern 7,3, in Stadtstaaten 3,4 von 1.000. Nimmt man die Zahl der Tafö-Besucher hinzu (die in NRW zu den Werkstattbeschäftigten gehören), liegt die Kennzahl bundesweit bei 5,9 von 1.000. (Dazu kommen rund 0,5 Personen von 1.000 im EV/BBB.)
  • Fallkosten: Die Ausgaben pro leistungsberechtigter Person im Arbeitsbereich der Werkstatt sind 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 662 Euro (+ 3,6 Prozent) auf durchschnittlich 18.970 Euro gestiegen. Dabei entfielen auf Vergütungen 73,6 Prozent, auf Fahrtkosten 13,2 Prozent, auf Sozialversicherung 10,2 Prozent und auf das Arbeitsförderungsgeld 2,9 Prozent. Die Brutto-Fallkosten für Werkstätten und Tagesförderstätten stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 922 Euro (+ 4,8 Prozent) auf 20.280 Euro (2021: 19.358 Euro). In den ostdeutschen Flächenländern lagen sie mit 16.723 Euro um rund 18 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt.
  • Außenarbeitsplätze: Der Anteil der Außenarbeitsplätze lag 2022 bei durchschnittlich 3,7 Prozent. Die Spanne zwischen den Leistungsträgern reichte von 1,7 bis 23 Prozent.
  • Budget für Arbeit: 2.950 Personen erhielten zum Stichtag 31.12.2022 ein Budget für Arbeit nach § 61 SGB IX. Zusätzlich wurden 2.988 Personen bei ihrer Tätigkeit auf dem Arbeitsmarkt im Rahmen länderspezifischer Programme gefördert.
  • Budget für Ausbildung: 29 Personen waren mit einem Budget für Ausbildung gemeldet.
  • Andere Leistungsanbieter: Für die Angebotsform der "Anderen Leistungsanbieter" wurden Ende 2022 70 Anbieter und 606 leistungsberechtigte Personen gezählt.
  • Teilzeit: Durchschnittlich 19,1 Prozent der Werkstatt-Beschäftigten arbeiteten in 2022 in Teilzeit. Ihr Anteil ist im Vergleich zum Vorjahr im bundesweiten Schnitt angestiegen (2021: 17,2 Prozent). Regional sind große Unterschiede festzustellen, insbesondere die Stadtstaaten Bremen (47,1 Prozent) und Hamburg (34,6 Prozent) lagen deutlich über dem Durchschnitt.
  • Diagnose: Die Anzahl der Menschen in Werkstätten, die mit einer "geistigen Behinderung" registriert waren, lag bei 71,7 Prozent, 20,9 Prozent zählten zum Personenkreis mit einer "seelischen Behinderung", 7,4 Prozent wurden unter "körperliche Behinderung" subsumiert.
  • Geschlecht: Der Anteil weiblicher Leistungsberechtigter betrug 41,0 Prozent. Er ist seit 2008 (41,3 Prozent) nahezu unverändert

Den vollständigen BAGüS-Kennzahlenvergleich 2023 sowie weitere Berichte seit 2007 finden Sie hier

Zurück zur Artikelübersicht

Bleiben Sie informiert

Abonnieren Sie jetzt unseren Newsletter und bleiben Sie auf dem neusten Stand

Logo Evangelische Bank eGClaim Evangelische Bank eG

53° NORD wird gefördert durch Evangelische Bank

Die Evangelische Bank unterstützt die Inklusion von Menschen mit Behinderung, weil Diversität eine Bereicherung für unsere Gesellschaft und Ausdruck unserer christlich, nachhaltigen Grundeinstellung ist.

Erfahren Sie mehr