Verantwortungsübernahme für WfbM-Beschäftigte in der Produktion
Wie die Werkstatt mehr Selbständigkeit und Teilhabe schaffen kann
Die Aufgabe der Werkstatt liegt darin, die Inklusion ihrer Beschäftigten ins Arbeitsleben zu ermöglichen, ihre Selbständigkeit zu fördern und ihnen damit neue und erweiterte Lebenschancen zu eröffnen. Das Mittel, das ihr dazu zur Verfügung steht, ist der Arbeitsprozess. Konkret bedeutet das, den Beschäftigten in der Produktion zu ermöglichen, verantwortlich zu sein, zusammenzuarbeiten, achtsam zu sein. Der Arbeitsprozess ist ein Trainingsfeld für Verselbständigung, soziale Integration und für die Ausbildung eines entsprechenden Selbstbildes und Selbstbewusstsein.
Dieses Trainingsfeld ist aber nur dann nutzbar, wenn die Werkstatt es den Beschäftigten ermöglicht, im Produktionsprozess Verantwortung zu übernehmen. Sie müssen sich den unterschiedlichen Herausforderungen des Produktionsprozesses stellen und eigene Lösungen entwickeln können. Leider organisieren Werkstätten ihre Produktionsabläufe oft so, dass die Beschäftigten Ausführende sind und komplexere Aufgaben vom Personal übernommen werden.
Ein gegenläufiger Ansatz, der sie auch in Steuerungsaufgaben einbezieht, ist die teilautonome Gruppenarbeit. Sie übergibt gezielt Verantwortung für einen Großteil der Produktionsabläufe an die Gruppe ab. Dieser Ansatz in der Werkstattlandschaft immer noch eine Ausnahme. Im Spannungsfeld zwischen Betreuungs- und Entwicklungsauftrag überwiegt häufig die Betreuung.
Diese Tagung stellt bewusst das Verselbständigungsziel der Werkstatt in den Mittelpunkt und lotet Möglichkeiten aus, wie mehr Übernahme von Verantwortung gelingen kann. Welche zentrale Bedeutung haben Gruppenbesprechungen in diesem Zusammenhang? Wie lassen sie sich für Informationen zur Auftragslage, Auftragsbeschaffung und Auftragssteuerung nutzen? Welche zusätzlichen Instrumente zur Information und Verantwortungsübernahme gibt es? Wie arbeiten teilautonome Arbeitsgruppen und wo gibt es weniger "offizielle", aber vergleichbare Erfahrungen im Werkstattalltag? Sind auch Aufstiegs- bzw. Karrieremöglichkeiten für Werkstattbeschäftigte innerhalb der WfbM möglich? Worin besteht die Rolle der Fachkräfte in einem solchen System und wie lässt sich der Befürchtung von Statusverlust begegnen?
Die Fachtagung will anhand konkreter Beispiele ermutigen, die WfbM zu einem arbeitsteilig, aber gleichwertig arbeitenden Betrieb zu weiterzuentwickeln, der einen gemeinsamen Produktionsauftrag erfüllt und den Beschäftigten aus diesem Selbstverständnis heraus mehr Chancen zu Wachstum, Verselbständigung und gestärktem Selbstbewusstsein einräumt.
Programm
Tag 1 10:00 - 16:45 Uhr
10:00 bis 10:30 Uhr | Ankommen
10:30 bis 10:45 Uhr | Begrüßung und kurze Einführung ins Thema
Dieter Basener & Katrin Euler
10:45 bis 11:45 Uhr | Empowerment und Partizipation - Gestaltung moderner Arbeitswelten in der WfbM
Renate Windisch, IWL München
11:45 bis 13:00 Uhr | InA.Coach – Die digitale Aufgabenassistenz für eine bessere Arbeitsautonomie
Delia Ramcke | Hamburger Arbeitsassistenz & Gero Nicklas | BOS Connect GmbH
13:00 bis 14:00 Uhr | Mittagessen
14:00 bis 15:15 Uhr | "Nicht in Problemen, sondern in Möglichkeiten denken" – Die spannende Reise zu maximaler Selbständigkeit
Marc Dean & Melanie Haffner Hofgut Himmelreich gGmbH | Akademie Himmelreich
15:15 bis 15:30 Uhr | Pause
15:30 bis 16:30 Uhr | Vom Werkstattbeschäftigten zum Werkstattpersonal: Die Werraland-Werkstätten bilden Produktions- und Betreuungsassistenten aus
Martin Hofmockel und Gabriele Schieseck, Werraland Lebenswelten e.V.
16:30 bis 16:45 Uhr | Zusammenfassung & Ausblick auf morgen
Tag 2 09:00 - 15:45 Uhr
09:00 bis 09:15 Uhr | Begrüßung und Einstieg in den Tag
Katrin Euler & Dieter Basener
09:15 bis 10:30 Uhr | Empowerment, Selbstorganisation und Verantwortungsübernahme für WfbM-Beschäftigte. Ein Konzept zu mehr Selbstständigkeit, einer ganzheitlichen Arbeitsweise und einer neuen Rolle der Fachkräfte.
Daniel, Thunig, Frank Rogalski und Adrian Hamann | Lebenshilfe Braunschweig
10:30 bis 10:45 Uhr | kurze Pause
10:45 bis 12:00 Uhr | Die Juniorfirma in der Werkstatt. Ein Arbeitsbereich ohne Fachkraft in der frankfurter werkgemeinschaft
Simone Kaden & Kollegin | fwg
12:00 bis 13:00 Uhr | Mittagessen
13:00 bis 14:30 Uhr | Teamorientierung durch teilautonome Gruppenarbeit
Paul M. Birsens | Bildung & Kompetenz und Alexander Schneider | Murgtal-Werkstätten
14:30 bis 15:45 Uhr | Ergebnisse, Abschlussrund und Veranstaltungsende